Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Hochschullehre wirft vielerlei spannende Fragen auf, denen sich eine fächer- und leistungsbereichsübergreifende Projektgruppe an der PH Luzern widmet. Von der Erarbeitung zielgruppenspezifischer Orientierungshilfen bis zur Zusammenarbeit zwischen Hochschulen verschiedenen Typs zeigt sich: «KI in der Lehre» ist ein gleichermassen dynamisches wie lehrreiches Terrain, das nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch innovative Lösungsansätze hervorbringt.
Mit der öffentlichen Verfügbarmachung von ChatGPT im November 2022 erlebte «Künstliche Intelligenz» (KI) in den verschiedensten gesellschaftlichen Feldern einen enormen Bedeutungszuwachs – und allenthalben sprach man von ihrem disruptiven Potenzial. Auch mit Blick auf den hochschulischen (Lehr-)Alltag stellten sich brennende Fragen:
- Inwieweit können, dürfen, sollen Studierende im Studium generative KI nutzen?
- Wie steht es um die KI-Kompetenz der Dozierenden?
- Und welche Implikationen hat KI für die Hochschulentwicklung insgesamt?
In Form einer nicht nur fachlich-disziplinär gemischten, sondern auch leistungsbereichsübergreifenden Arbeitsgruppe nahm sich das an der PH Luzern angesiedelte Teilprojekt «KI in der Lehre» (im Projektstrang «Digitale Berufswirklichkeit») just dieser Fragen an. Als Team mit Mitgliedern aus der Ausbildung, der Weiterbildung und dem Zentrum für Hochschuldidaktik an der PH Luzern begannen wir noch im Frühlingssemester 2023 mit der Arbeit zum Themenkomplex «KI in der Hochschullehre» und setzten uns daran, Orientierungshilfen und Entwicklungsvorschläge zu Fragen der Nutzung generativer KI in der Hochschullehre zu erarbeiten. Eine spannende Ausgangslage: Auf der inhaltlich-sachlichen Ebene ein nicht nur für die allermeisten Dozierenden und Studierenden gänzlich unbekanntes Terrain, sondern auch für die Arbeitsgruppe selbst noch weitestgehend unerforschtes Feld; in zeitlicher Hinsicht aber ganz akuter Handlungsdruck, da vielerlei Fragen drängten – nicht nur, aber gerade auch in Bezug auf eine didaktisch sinnvolle Ausgestaltung von Lehr-/Lernformaten sowie entsprechenden Leistungsnachweisen, welche dem Anspruch wissenschaftlicher Integrität auch unter den veränderten Bedingungen genügen würden. Allererste Spontanreaktion: Daten sammeln, Wissen generieren!
In zweierlei Hinsicht zeitigte dieser Impuls hilfreiche Einsichten:
Zum einen wurde deutlich, dass sich der thematisch relevante Diskurs (namentlich auf seiner technischen, die verschiedenen KI-Tools und deren Nutzungsmöglichkeiten betreffenden Ebene) angesichts seiner rasenden Entwicklungsdynamik und unserer begrenzten zeitressourcenbezogenen Mittel im Grunde überhaupt nicht «festhalten» lässt. Als Lösung bot sich, nicht minder spontan, ein Wechsel der Flughöhe an: die Ausschau nämlich nach (möglichst professionell kuratierten) thematisch passenden KI-Übersichtsplattformen zu unserem Bezugsuniversum Hochschullehre/Lehrberuf.
Zum anderen erwies sich das Einnehmen der Metaperspektive auch mit Blick auf die Erarbeitung einer konkreten Orientierungshilfe zu «KI in der Lehre» für die Dozierenden im Ausbildungsbereich unserer Hochschule als zielführend. Nachdem eine ihrerseits wiederum recht spontan aufgesetzte, Mitte 2023 durchgeführte Online-Befragung unter den Mitarbeitenden der PH Luzern, mit welcher KI-bezogene Informations- und Unterstützungsdesiderata eruiert werden sollten, nur wenige konkrete Einsichten zutage fördern konnte (die «Problemwahrnehmung» war zu diesem Zeitpunkt, zugespitzt gesagt, allgemein noch sehr diffus; auch nahm sich die Umfragebeteiligung – für die Mitglieder der Projektgruppe: überraschenderweise – relativ bescheiden aus), wechselten wir auch diesbezüglich die Betrachtungs- bzw. empirische Zugriffsebene:
Wir hielten Ausschau nach an anderen Hochschulen bereits existierenden Orientierungshilfen, Merkblättern (etc.) für Dozierende zum Umgang mit künstlicher Intelligenz und nahmen, für eine anschliessende Analyse derselben, hochschultypenübergreifend eine kontrastive Auswahl solcher Dokumente vor. Berücksichtigt wurden vier entsprechende Dokumente, die seitens von Fachhochschulen erarbeitet wurden (BFH, FHNW, HSLU und ZHAW) sowie je eines, das von einer Pädagogischen Hochschule (PH Bern) respektive einer Universität (Universität Bern) stammt. Auf der Grundlage einer induktiven qualitativen Analyse dieser Materialien konnten wir drei Informations- bzw. Regulierungsbedarfsebenen (Hochschule, Dozierende, Studierende) identifizieren, mit Blick auf welche wiederum je spezifische KI-Bezugsproblemkategorien auszumachen waren – was es uns schliesslich ermöglichte, kategorial gleichermassen ausdifferenzierte wie «holistische» KI-bezogene Informationsblätter sowohl für die Dozierenden als auch für die Studierenden an der PH Luzern zu erstellen. Wie sich bald zeigen sollte, stiessen die beiden im Herbstsemester 2023 veröffentlichten Papiere «KI in der Lehre» und «KI im Studium» auch auf das Interesse anderer Hochschulen. Abermals wurde ersichtlich, dass hier in der Tat gerade ein neues Handlungs- und Forschungsfeld im Entstehen begriffen ist.
Besonders deutlich wurde dies nicht zuletzt auch im Rahmen der Beteiligung der Projektgruppe an der Vorbereitung und Ausrichtung einer hochschultypenübergreifenden Tagung zu «KI in der Lehre» auf dem Campus Luzern, welche Ende Januar 2024 stattfand und die sich dem Fragenkomplex widmete, welche Potenziale generative KI für die Weiterentwicklung der Hochschullehre birgt. Der von Vertreter*innen der drei Luzerner Hochschulen gemeinsam organisierte Anlass mit insgesamt 16 teilweise parallel laufenden Referaten und Workshops stiess auf ein reges Interesse seitens von Dozierenden und Lehrverantwortlichen – und zeigte überdies, dass nicht nur neue pädagogisch-praktische Problem-/Untersuchungsfelder sich mithin «disruptiv» installieren können, sondern sich auch entsprechend innovative Formate der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit recht rasant herstellen lassen. Auch diesbezüglich kann somit gelten: «KI in der Lehre» – ein lehrreiches Terrain, gerade auch hochschultypenübergreifend. Aber eben nicht nur:
Aufgrund entsprechender Bedarfsbekundungen seitens von Dozierenden intensivierten auch das Prorektorat Weiterbildung der PH Luzern und die Arbeitsgruppe des Teilprojekts «KI in der Lehre» ab dem Herbstsemester 2023 ihren Austausch. Hieraus erfolgte die gemeinsame Entwicklung einer Reihe zielgruppenspezifischer KI-Weiterbildungsangebote, welche von den Dozierenden im Leistungsbereich Ausbildung der PH Luzern ab Anfang 2024 genutzt werden können. Die an sich hochschultypenübergreifende Herausforderung «KI in der Lehre» erweist somit abermals ihren gerade auch binneninstitutionell innovationsförderlichen Charakter – kurzum: Sie ist auf allen Ebenen ein lehrreiches Terrain.
Informationsblatt für Dozierende
Informationsblatt für Studierende
Tagungsprogramm „KI ind er Lehre“ Januar 2024
Kontakt
Pädagogische Hochschule Luzern
Dr. Denis Hänzi
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13. Mai 2024, Dr. Denis Hänzi