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Zusammenarbeit der P8-Teilprojekte «E-Tutorate» und «E-Portfolio Metapholio: Formative und summative Leistungsbeurteilung im PHLU-Modul Schule und Diversität»

    Im Frühlingssemester 2023 ergab sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den zwei P8-Teilprojekten «E-Tutorate» und «E-Portfolio Metapholio». Studierende erhielten im Modul «Schule und Diversität» nicht nur von Dozierenden, sondern auch von E-Tutor:innen formative Feedbacks auf die Bearbeitung der E-Portfolio-Aufträge. Dieser Beitrag beleuchtet einerseits die Erfahrungen der Studierenden und Dozierenden und geht andererseits auf die Ergebnisse einer analytischen Sichtung der Rückmeldungen sowohl von E-Tutor:innen und Dozierenden ein.  In dieser Sichtung zeigen sich nicht nur Unterschiede in der Qualität der Feedbacks von E-Tutor:innen und Dozierenden. Die Ergebnisse geben auch wertvolle Hinweise, worauf bei einer zukünftigen Schulung von E-Tutor:innen vermehrt geachtet werden muss.

    Das Setting der Lehrveranstaltung

    Das Modul «Schule und Diversität» wird im Grundjahr von rund 400 Studierenden der Kindergarten- und Unterstufe-, Primar- und Sekundarstufe I besucht und ist für die angehenden Lehrpersonen obligatorisch. Im Zuge des Covid-19-Shutdowns 2020 stellten wir, die Dozierenden, im Modul «Schule und Diversität» auf live-online Unterricht um, schafften die schriftliche Prüfung ab und ersetzten sie durch ein E-Portfolio (Metapholio).

    Wir arbeiteten im F20 mit der E-Portfolio-App Metapholio, die von der PH Schwyz als Praxisbegleitungstool für Lehramtsstudierende entwickelt worden war (Petko, Schmid, Müller & Hielscher, 2019) und setzten sie als Tool zur Lernbegleitung sowie zur Leistungsbeurteilung der Studierenden und damit auch zur Selektion nach dem ersten Studienjahr ein. Das Ersetzen der Single-Choice-Prüfung durch das E-Portfolio führte dazu, dass auch das Lehr- und Lernkonzept des Moduls bestehend aus einer Vorlesung zur Wissensvermittlung und einem Seminar zur Vertiefung, umgestaltet werden musste. Wir produzierten im F22 elf Vorlesungsvideos und erstellten einen Reader mit Pflichtlektüre für die Studierenden, der darüber hinaus eine kurze Einführung in die im Modul vermittelten Kernkonzepte enthält. Damit kamen wir der Forderung nach verstärktem selbständigem Lernen und der Förderung der Reflexionskompetenz nach.

    Zudem teilten wir das Seminar auf in live-online Präsenz-Veranstaltungen und Zeit zum Selbststudium. Für das Selbststudium erteilten die Seminardozierenden Aufträge, die als Metapholio-Eintrag zu erfüllen waren und verknüpften diese mit den Inhalten der Vorlesungs-Videos und den Texten im Reader.

    Die Aufgaben der Tutor:innen

    Ein zentraler Aspekt der E-Portfolioarbeit stellt ein am Lernstand der Studierenden orientiertes Feedback durch die Dozierenden und im F23 neu auch der E-Tutor:innen dar. Dieses orientiert sich an folgenden inhaltlichen und formalen Kriterien:

    • Den Studierenden wird kommuniziert, ob der Auftrag so erfüllt ist oder nicht. Das heisst, es wird den Studierenden aufgezeigt, warum ihre Argumentation überzeugend oder nicht überzeugend ist.
    • Den Studierenden wird aufgezeigt, dass die Alltagssprache nicht reicht, um komplexere Zusammenhänge zu erklären und sie sich dafür die Fachsprache aneignen müssen.
    • Die Studierenden werden zum Weiterdenken angeregt.
    • Die Feedbacks sind individualisiert.
    • Die Feedbacks sind in einem konstruktiv-kritischen, wohlwollenden und wertschätzenden Ton geschrieben, erfolgen zeitnah und laden die Studierenden zur Interaktion ein.

    Während des Semesters gaben die E-Tutor:innen formative individualisierte Feedbacks auf zwei Einträge der Studierenden im Metapholio. Die Dozierenden verfassten auf drei Einträge formative und am Ende des Semesters ein individualisiertes summatives Feedback mit der Bewertung erfüllt/nicht erfüllt. E-Tutor:innen und Dozierende standen während des Semesters in engem Austausch.

    Rückmeldungen von Studierenden auf die Feedbacks von E-Tutor:innen und Dozierenden

    Die Feedbackumfrage zum Modul BW02 im F23 zeigte, dass eine überwiegende Mehrheit der Studierenden die Feedbacks der Dozierenden und E-Tutor:innen als hilfreich für den Lernprozess, motivierend und wertschätzend erfahren hat, weil sie positiv, kritisch-konstruktiv, anregend, weiterführend, gut und freundlich formuliert, sorgfältig, anerkennend und konkret waren. Es gab aber auch Studierende, welche die Kommentare als nicht hilfreich, nicht motivierend und nicht wertschätzend empfanden, weil sie als unklar, willkürlich, undifferenziert, negativ, missverständlich, einseitig und zu streng empfunden wurden.

    Zudem zeigte die Feedback-Umfrage, dass eine Mehrheit der Studierenden es schätzte, auch Feedbacks von erfahrenen Studierenden (E-Tutor:innen) zu bekommen, aber dass es auch für eine beträchtliche Anzahl Studierender keine Rolle spielte, von wem das Feedback kam. Die Studierenden schätzten das Peerfeedback, da erfahrene Studierende (E-Tutor:innen) ihnen näher zu sein scheinen als die Dozierenden. Es gab wenige Studierende, die explizit kein Peerfeedback wünschten.

    Die Frage, ob die Kommentare unterschiedlich waren, je nachdem wer sie verfasste, wurde mehrheitlich nicht eindeutig beantwortet, im Sinne von, «ja, schon, aber es macht nichts», oder die Antworten fielen widersprüchlich aus:  Für die einen waren die Kommentare der E-Tutor:innen strenger als diejenigen der Dozierenden für die anderen gerade umgekehrt. Ein gleiches Bild zeigte sich in Bezug auf den Umfang – für die einen waren die Feedbacks der E-Tutor:innen ausführlicher, für die anderen diejenigen der Dozierenden gab auch Studierende, welche die Kommentare als weitgehend gleich empfanden, denn sowohl Dozent:in wie E-Tutor:in seien kompetent, gleich streng und auf gleichem Niveau.

    Analytische Sichtung der Rückmeldungen als Beitrag zur Modulentwicklung

    Interessante Ergebnisse zeigt eine analytische Sichtung der Rückmeldungen seitens nicht am Modul beteiligter Dozierender der Hochschuldidaktik an der PHLU.
    Eine Zufallsauswahl von Rückmeldungen auf studentische Metapholio-Einträge wurde hinsichtlich verschiedener Kriterien geprüft. Diese Kriterien wurden inhaltsanalytisch in Form von Kategorien teilweise am Material selbst induktiventwickelt, teilweise aus der Forschungsliteratur zur Qualität und Wirkung von Feedbacks abgeleitet.

    Das kleine Sample umfasste sowohl Rückmeldungen, welche von Dozierenden gegeben wurden als auch Rückmeldungen, welche von studentischen E-Tutor:innen verfasst wurden. Beabsichtigt war zu prüfen, ob eine solch anspruchsvolle und für den Lernprozess sowie den Leistungsnachweis der Modulteilnehmer:innen bedeutsame Aufgabe an E-Tutor:innen übergeben werden kann. Zudem wurde beabsichtigt,  Hinweise  auf die Ausgestaltung der künftigen Schulung und Begleitung der E-Tutor:innen zu erhalten.

    Die Analyse zeigte bei einigen Kriterien  Tendenzen auf qualitativ bessere Rückmeldungen von Dozierenden im Vergleich zu den Rückmeldungen von studentischen E-Tutor:innen. So gelingt es Dozierenden beispielsweise besser, die Rückmeldung nachvollziehbar zu verfassen, indem konkrete Beobachtungen integriert oder mögliche Ergänzungen genannt werden, die Rückmeldung also nicht bei einer globalen Einschätzung stehen bleibt.

    Damit sind auch gleichzeitig Aspekte genannt, die bei einer Schulung und Begleitung von E-Tutor:innen vermehrt beachtet werden sollten. Die Analyse der Rückmeldungen leistet damit einem Beitrag zur Modulentwicklung, indem Ansatzpunkte zur Optimierung der formativen Feedbacks im Rahmen des Leistungsnachweises sichtbar werden.

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    Kontakt  

    Pädagogische Hochschule Luzern
    Gaby Fierz
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    Pädagogische Hochschule Luzern
    Andrea Haenni Hoti
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    +41 41 203 01 06

    Verantwortlich für die Analyse der Feedbacks auf die Metapholio-Aufträge waren Michael Luterbacher und Peter Tremp unter Mitarbeit von Roland Künzle.

    Bibliographie:

    Petko, D., Schmid, R., Müller, L., & Hielscher, M., (2019). ICT Demonstration: Metapholio a Mobile App for Collaborative Note-Taking and Reflection in Teacher Education. Presentation at the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI) conference, 14.08.2019, Aachen (Germany).

    Foto: Gaby Fierz, 2019

    6. Mai 2024, Gaby Fierz und Andrea Haenni Hoti

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