Im Projekt «Die Gestaltung von videogestütztem Hybrid- und Fernunterricht» hat ein Team mit Expertise in Raumsoziologie, Lehr- und Lernforschung, Fachdidaktik, Informatik und User Experience einen Leitfaden für die synchrone Online-Lehre entwickelt, der die aktuelle Praxis reflektiert und Anregungen zur Gestaltung des eigenen Unterrichts bietet.
Online-Lehrveranstaltungen sind an Hochschulen alltäglich geworden. Eine spezifische Form ist synchroner Online-Unterricht. Dieser wird mittels eines Videokonferenztools, wie Microsoft Teams oder Zoom, durchgeführt. Dabei sind alle Beteiligten zur selben Zeit im virtuellen Raum präsent und können miteinander interagieren. Derartiger Unterricht bietet örtliche Unabhängigkeit und Flexibilität sowie die Möglichkeit, diverse digitale Tools einzubinden. Die Erfahrungen mit dieser für viele Lehrende und Lernende noch neuen Form des Hochschulunterrichts weisen auf spezifische Unterschiede zwischen virtuellen und Vor-Ort-Lernräumen hin, die bei der Planung und Durchführung von synchronem Online-Unterricht berücksichtigt werden sollten.
Die in synchronen Online-Settings oftmals zu Beginn gestellten Fragen der lehrenden Person, ob sie denn auch zu hören oder ihre Präsentation zu sehen sei, sind bezeichnend für eine Unterschiedlichkeit von Online-Lehrveranstaltungen und Veranstaltungen vor Ort. Während vor Ort die erste Frage höchstens beim Verwenden eines Mikrofons in grossen Hörsälen gestellt wird und die zweite Frage wohl nie formuliert wird, kommt online das Bedürfnis auf, das Funktionieren der akustischen und visuellen Kommunikationskanäle auch bei kleineren Gruppen explizit zu bestätigen.
Bislang finden sich in der Forschungsliteratur keine einheitlichen Kriterien für «effektiven», das heisst lernwirksamen Online-Unterricht. Online-Unterricht verfolgt aber dasselbe grundlegende Ziel wie Vor-Ort-Unterricht: Studierende sollen zur Erreichung bestimmter Lernziele angeregt werden; Dozierende gestalten ein Angebot und strukturieren, begleiten und unterstützen Studierende beim Kompetenzerwerb. Diese Zielkongruenz erlaubt es, zentrale Dimensionen des effektiven Vor-Ort-Unterrichts auf den Online-Unterricht zu übertragen. Basierend auf umfangreicher Forschung wurden drei fachunabhängige Dimensionen effektiven Unterrichts identifiziert:
- Klassenführung: Die Dimension der Klassenführung bezieht sich auf die Fähigkeit von Dozierenden, die Zeit des Unterrichts optimal zu nutzen, indem Unterbrechungen vermieden werden, ein angemessener Umgang mit Unterbrechungen gefunden wird sowie klare Regeln gelten.
- Konstruktive Unterstützung: Die Dimension der konstruktiven Unterstützung ist besonders relevant für die Motivation und das Interesse der Studierenden. Sie erfordert den Aufbau positiver und respektvoller Beziehungen zwischen Dozierenden und Studierenden anhand von konstruktivem und wertschätzendem Feedback.
- Kognitive Aktivierung: Die dritte Dimension bezieht sich auf das Potenzial der kognitiven Aktivierung im Lernprozess: Wie gelingt es Dozierenden im Unterricht, am Vorwissen und den vorhandenen Kompetenzen der Studierenden anzuknüpfen?
Auf dieser Basis hat das interdisziplinäre Projektteam mehrere Fokusgruppen mit Dozierenden, Studierenden und Hochschuldidaktik-Expertinnen und -experten zweier Hochschulen befragt, die Ergebnisse interpretiert und mit der Forschungsliteratur verbunden. Die empirischen Ergebnisse flossen ein in einen Leitfaden, der Hochschuldozierenden eine Reflexionsgrundlage, aber auch konkrete Anregungen für die Planung und Durchführung von effektivem synchronem Online-Unterricht geben möchte. Der Leitfaden ist online verfügbar unter https://doi.org/10.5281/zenodo.10025411.
Kontakt
Pädagogische Hochschule Schwyz
Lennart Schalk
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+41 41 859 05 28
Hochschule Luzern
Eckart Zitzler
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+41 41 757 68 31
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31. Oktober 2023
Melissa Beck, Roland Christen, Marco Longhitano, Nicolai Ruh, Lennart Schalk, Marcel Uhr, Eckart Zitzler