Nach zwei Testphasen mit der Metapholio-App in der berufspraktischen Ausbildung von Lehrpersonen kann das P-8-Projekt Metapholio weitere Ergebnisse präsentieren. Eine grundlegende Erkenntnis dabei ist, dass die nachhaltige Implementierung dieses multimedialen Tools in die Ausbildung nur mit einer sorgfältigen Vorbereitung und Integration aller Akteure gelingen kann.
Im Blogbeitrag vom Juni 2022 erläuterten wir die Zielsetzung, die Entstehung und den Nutzen der Metapholio App als P-8-Projekt.
Weiterentwicklung der Metapholio-App
Unterdessen wurde die App weiterentwickelt sowie mit der Funktion Einschätzung erweitert: Die Integration dieser förderorientierten Funktion für ein einfaches, gegenseitiges Peerfeedback erweist sich für Coaching und Standortbestimmungen als sinnvolle Ergänzung. Wie bei der Funktion Reflexion kann jede angemeldete Institution für die Einschätzung eigene Kriterien definieren.
Die pädagogische Hochschule Schwyz (PHSZ) nutzt diese neue Funktion im laufenden Studienjahr 22/23 erstmals innerhalb der beruflichen Eignungsabklärung der Studierenden des ersten Studienjahrs, dies in Form einer förderorientierten Begleitung mit einem Ampelsystem (Bild 1). Erste Erfahrungen zeigen, dass eine frühe Einschätzung einzelner Kriterien (Standards der PHSZ) die gezielte Unterstützung und Entwicklung von Studierenden mit grösseren Praxis-Problemen verbessert.
Für den gelingenden und nachhaltigen Einsatz der Metapholio App muss diese verständlich und nachvollziehbar bei Praxislehrpersonen, Mentor:innen und Studierenden eingeführt werden. Ist dies geschehen, wird die Nutzung weitgehend als einfach, gut verständlich und sinnvoll beurteilt.
Anwendung der Metapholio-App
Die Funktionen Momente und Reflexionen der Metapholio-App wurden in diesem Studienjahr breiter evaluiert.
85% der Studierenden PHSZ (2023, Befragung Praxislehrpersonen) haben im vierwöchigen Praktikum des zweiten Studienjahrs freiwillig mit der App reflektiert. Es gilt zu bemerken, dass die PHSZ seit mehreren Jahren mit einem Rahmenkonzept arbeitet und die Einführung und Einbindung der Beteiligten sorgfältig umgesetzt hat. Dies hat die Akzeptanz für einen gelingenden Einsatz erhöht.
An der PHLU wurden für die Pilotphase 2 im Grundjahr 39 Studierende und 19 Praxislehrpersonen gebeten, mit der App zu arbeiten: Von den Studierenden haben nur 16 mehrmals oder regelmässig mit der App reflektiert. Diese beiden unterschiedlichen Settings zeigen klar, dass die Bereitschaft, mit dem Tool freiwillig zu arbeiten damit zusammenhängt, welcher Mehrwert diesem zuerkannt wird. Zudem löst die Digitalisierung mit ihren zunehmenden und zum Teil komplexen digitalen Unterstützungen bei vielen Studierenden, aber auch Praxislehrpersonen und Mentor:innen, eine abwehrende Haltung aus, die es «zu knacken gilt».
Wir stellen also fest, dass die Bereitschaft mit Metapholio zu arbeiten, nicht direkt am Nutzen der App liegt, sondern an der sorgfältigen Einführung aller beteiligten Akteure bezüglich Anwendung und Nutzen.
Vor- und Nachteile
➪ Ein Grossteil der aktiven User:innen zählt folgende Vorteile auf: Multimediale Anwendung, Handlichkeit, gute Vernetzung, alles an einem Ort, Zeitersparnis, klare Bezüge der Momente zu Unterrichtssituationen, direkte Verknüpfung mit den Professionsstandards, grösserer Einblick in die Praxis (Mentor:innen).
➪ Genannte Nachteile: Hochladen von mehrminütigen Videos, Handy im Unterricht, Momentaufnahmen müssen bewusst gefördert werden, Qualität der Reflexionen muss begleitet werden (Mentor:innen oder Praxislehrpersonen).
Eine hohe Nutzer:innenzahl ist noch kein Garant für qualitativ gute Reflexionen. Wollen aber alle – Studierende, Praxislehrperson und Mentor:in – mit der Metapholio-App arbeiten, sind die Voraussetzungen gegeben für qualitativ gute Reflexionen durch unterstützende Begleitung und kompetenzorientierten Austausch in der Praxis.
Während der Pilotphase an der PHSZ wurden ferner eine Auswahl an Studierenden-Reflexionen in der Metapholio-App wöchentlich von einigen Mentor:innen kommentiert. Dabei kam deutlich zum Ausdruck, dass die Studierenden durch Rückmeldungen in den ersten zwei Wochen wie «explizit auf Professionsstandard eingehen», «konkreter umschreiben», «konkreter mit Momenten verbinden», «mit der Theorie verknüpfen» eine deutlich bessere Qualität an Reflexionen hervorbringen (Bild 2).
Praktisches Training (Workshops, Tutorials), eine klare Verbindlichkeit und die Aktivierung aller Beteiligten sind also wichtige Elemente für eine breite Akzeptanz und Nutzung der Metapholio-App. Weiter scheint die unterstützende Begleitung der Studierenden in den ersten zwei Wochen eine bessere Reflexion zu fördern.
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Kontakt
Pädagogische Hochschule Schwyz
Michel Steffan
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+41 41 859 05 59
Quelle Titelbild sowie Bilder 1 und 2: Praktische Beispiele aus der Arbeit mit der App (2023)
21. April 2023, Michel Steffan (PHSZ) und Thomas Zschaber (PHLU)