Im Rahmen des Kooperationsprojekts «P-8 Digitale Lehre – Digitale Präsenz – Digitales Studium » entsteht an der HSLU-Wirtschaft ein E-Portfolio auf Basis von Microsoft OneNote, das sich auf eine nachvollziehbare Kompetenz-Konzeptualisierung stützt und dadurch eine wirksame Dokumentation des Kompetenzerwerbs ermöglicht.
E-Portfolios als «digitalen Sammelmappen» wird das Potential attestiert, den Kompetenzerwerb in Aus- und Weiterbildung bedeutsam zu verbessern (Schütz-Pitan, Seidl & Hense, 2019). Bemerkenswert ist hierbei insbesondere die Tatsache, dass auch schwerer greifbare Schlüsselkompetenzen, etwa Reflexionskompetenz, direkt adressiert und gefördert werden können (Gödecke, 2019). Dieser Aspekt ist von grosser Bedeutung, denn es herrscht genereller Konsens, dass die Qualität von Hochschullehre nicht mehr allein von dem vermittelten Fachwissen geprägt ist, sondern immer stärker davon, inwieweit es gelingt, dass transversale Kompetenzformen überprüfbar entwickelt werden können.
Wenig Konsens besteht allerdings darin, wie einzelne Kompetenzen genau zu definieren, abzugrenzen und letztlich zu operationalisieren sind. So entsteht teilweise der Eindruck, dass akademisch geprägte Debatten und Spitzfindigkeiten in den letzten Jahren eher dazu geführt haben, dass zwar unzählige Kompetenzraster, Kompendien und Handbücher entstanden sind, Hochschulen aber nach wie vor auf nur wenige konkrete Tools zur systematischen Kompetenzentwicklung zurückgreifen können. Die wissenschaftliche Uneinigkeit zeigt jedoch auch auf, weshalb eine fundierte Kompetenzförderung eine Herausforderung bleibt: Die Schwierigkeit liegt hierbei nicht nur in der theoretischen Frage des Definitionsbereichs der einzelnen Kompetenzen, sondern auch in der konkreten technischen Umsetzung eines nutzerfreundlichen Instruments.
Für den Bereich «Weiterbildung» der HSLU am Departement Wirtschaft war es daher essenziell, nicht nur eine valide Kompetenzaufstellung zu berücksichtigen, sondern auch sicherzustellen, dass Dozierende und Weiterbildungsteilnehmende bestmöglich nachvollziehen können, was unter einer bestimmten Kompetenz zu verstehen ist. Der erste Schritt für diesen Portfolio war es daher, eine abgrenzbare Übersicht von bestimmten Kompetenzen zusammenzustellen und jeden einzelnen Bereich mit einem Anwendungskontext im Sinne eines Critical Incidents zu füllen. Dies erleichtert nicht nur das Verständnis, sondern ist notwendig, soll ein Kompetenzzuwachs quantifiziert werden. Fachkompetenzen werden hierbei zwar berücksichtigt, jedoch nicht explizit vertieft. Eine anwendungsorientierte Aufteilung erfolgt hier in die Bereiche Methodenkompetenzen, Sozialkompetenzen, Selbstkompetenzen und Metakompetenzen. Unter Metakompetenzen wird hier die Fähigkeit verstanden, das (Nicht-)Vorhandensein von eigenen Skills beurteilen sowie diese situationsadäquat einsetzen zu können.
Bei der technischen Lösung zeigt sich, dass eine hinreichende Vereinbarkeit von Nutzbarkeit und Funktionalität mit Microsoft OneNote erreicht werden kann. Diese Option hat den Vorteil, dass das aktuelle Office Paket für eine breite Verbreitung sorgt. Ferner kann OneNote unproblematisch auch nach der Beendigung der Weiterbildung weiter genutzt werden (was etwas bei einer Lernplattform wie Illias nicht ohne weiteres möglich ist).
Die gewählte Variante bietet ein breites Anwendungsspektrum, vor allem, weil je nach Modulziel nicht alle Kompetenzbereiche adressiert werden müssen. So ist auch eine «E-Portfolio-Variante light» unkompliziert möglich. Eine kompakte Kompetenzdefinition und eine nutzerfreundlich gestaltete Arbeitsoberfläche ersetzen die fachliche Begleitung durch Dozierenden oder geeignete Peers jedoch nicht. So ist das E-Portfolio bewusst auf ein Dialogkonzept ausgerichtet, welches nicht nur die Reflektion fördern soll, sondern auch die Motivation und das Commitment über die Dauer der Weiterbildung aufrechterhalten sollen.
Literatur
Gödecke G. (2019). Ein fachspezifisches e-Portfolio als Baustein reflexionsorientierter Lehrerinnen- und Lehrerbildung. In: Hellmann K., Kreutz J., Schwichow M., Zaki K. (Hrsg.). Kohärenz in der Lehrerbildung. Springer VS, Wiesbaden.
Schütz-Pitan, J., Seil, T. & Hense, J. (2019). Wirksamkeit eines fächer- und modulübergreifenden e-Portfolio-Einsatzes in der Hochschullehre. Einflussfaktoren auf den Kompetenzerwerb. Die Hochschullehre, 5, 769-795.
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30. Juni 2022, Jörn Basel